• Zillertaler-Hauptkamm-Runde MTB
    170 km   |   5.250 hm   |   17 h

MTB Zillertaler Hauptkamm Umrundung

mit dem Mountainbike zweimal über den Alpenhauptkamm

170 Kilometer, 5.250 Höhenmeter und über 17 Stunden unterwegs (von 3 Uhr morgens bis 20:20 Uhr) waren wir Anfang September mit unseren Cannondale Jekyll Enduro-Bikes auf sensationellen Pfaden rund um den Zillertaler Hauptkamm. Vom Südtiroler Ahrntal aus ging es diesmal über das Hundskehljoch (2.557 m), das Pfitscher Joch (2.251 m) und das Pfunderer Joch (2.568 m).
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Peter Bergh mit Marcell Heregger (Irschen)

Nach der genialen Venediger-Umrundung vom Vorjahr "musste" auch heuer wieder ein großes MTB-Enduro-Projekt her. Also begann die Suche nach einer ebenbürtigen Runde – sowohl von den Eckdaten als auch von den technischen Anforderungen und den landschaftlichen Reizen her.

Als idealer Austragungsort kristallisierte sich bald der Zillertaler Hauptkamm heraus – mit Start und Ziel im Südtiroler Taufers, das für uns noch mit erträglicher Anfahrtszeit von daheim weg (ca. 2h) für eine ausgedehnte Tagestour in Frage kommt.

So drücken wir an einem sonnig und gewitterfrei verheißenen, frühen Morgen Anfang September um 2:56 den Startknopf unserer Uhren. Mit Stirn- bzw. Lenkerlampe geht es im Ahrntal von Beginn an (Seehöhe ca. 870m) kontinuierlich berghoch. Erstes Ziel ist das 2.557 m hohe „Hundskehljoch“ (Passo del Cane) in 30 km Entfernung – Höhendifferenz also knapp 1.700 m.

Bis St. Peter im Ahrntal (ca. km 20) geht es auf Asphalt gemütlich dahin – danach ist aber abrupt Schluss mit lustig und eine Forststraße windet sich kurvig und steil ca. 700 Höhenmeter bis über die Baumgrenze. Im Windschutz einer kleinen Holzhütte legen wir eine erste Essenspause ein – Fahrzeit bisher knappe 3 Stunden. Es ist immer noch finster und sobald man (nassgeschwitzt) steht, richtig kalt.

Bis zum Hundskehljoch geht es ab hier ca. 400 Höhenmeter zu Fuß über einen herrlichen Wanderweg. Die Konturen der umliegenden Bergketten gewinnen schön langsam an Farbe, während wir unsere Bikes bei Temperaturen unter 0° über raureifbedeckte Wiesen und Wege schieben und tragen.
Rechtzeitig zum Sonnenaufgang erreichen wir nach knapp 4 Stunden das Hundskehljoch. Wir sind gespannt auf die folgende Abfahrt, zu der wir im Vorfeld kaum brauchbare Berichte hinsichtlich Fahrbarkeit gefunden haben.

Und das war wahrscheinlich gut so, denn obwohl der Weg als offizielle MTB-Route beschildert ist, sind wir uns bald sicher, dass es höchstens eine Handvoll Biker geben kann, die (wohlgemerkt bei trockenen Verhältnissen) an dieser Abfahrt ihren Spaß haben. Nachdem gleich zu Beginn zweimal der Vorderreifen an einem eisig glatten Stein wegschmiert, reduziert sich für uns die Experimentierfreude schlagartig und wir steigen immer wieder ungewohnt früh vom Rad – ich natürlich noch früher als Marcell 😉. Aber auch ohne die garstige Witterung dürfte der Trail kein wirkliches Vergnügen sein, weil er irgendwann so verblockt wird, dass man alle paar Meter entweder von unten Gefahr für Rahmen und Antrieb wittert oder es seitlich so eng wird, dass man irgendwo mit einem Pedal dagegen schrammt, weil einfach kein Platz mehr ist.

Egal, auf ca. 1.950 m Seehöhe erreichen wir eine Schotterpiste, die uns dann flott nach Mayrhofen im Zillertal bringt (km 55 – Seehöhe ca. 650 m). Hier fallen wir um ca. 9:30 Uhr gierig in der überaus leckeren Bäckerei Kostner ein, wo wir uns jeder mit 2 Kaffee und Süßem für den 2. Anstieg stärken - immerhin warten wieder über 1.600 Höhenmeter.

Ab Mayrhofen ist leider auch für längere Zeit Schluss mit Ruhe und Einsamkeit. Zuerst begleiten uns unzählige PKW, Busse und Motorräder hinauf zum Schlegeis Stausee (1.780 m Höhe – km 80), danach überraschend viele Wanderer am Weg hinauf Richtung Pfitscher Joch.

Zum Glück ist der Weg meistens breit genug für alle und auch da, wo er schmäler wird, herrscht durchgehend ein freundliches Miteinander. Der über zahlreiche Steinplatten perfekt angelegte Weg ist eine wahre Freude für alle, die technische Anstiege lieben. Sobald höchste Konzentration gefordert ist, vergisst man müde Beine oder hungrige Mägen und labt sich an jeder Schlüsselstelle, die man erfolgreich bewältigt hat.

Ein köstliches Mittagessen (Tiroler Knödel) gibt es dann um 12:45 Uhr auf der 2.095 m hohen Lavitz Alm, die von Südtirolern bewirtschaftet wird – bis hierher führt auch eine Schotterpiste von Südtirol herüber über das Pfitscher Joch (2.251 m), zu dem es für uns anschließend also noch ein paar Höhenmeter bergauf geht, bevor wir die lange Abfahrt ins Pfitschertal angehen.

Hier rollen wir gemütlich auf Schotter und Asphalt bis Fossa Trues (Fußentraß – ca. 1.400m Höhe). Die folgenden 1.150 Höhenmeter hinauf zum Pfunderer Joch (Passo di Fundres) fallen dann nahezu komplett in die Kategorie extremsteil und erinnern uns schmerzvoll an den Anstieg zur Ochsenlenke im Vorjahr – landschaftlich ein Traum, komplett einsam aber an der Grenze dessen, was wir nach dem bisherigen Tagwerk noch willig sind zu treten.

Auf dem 2.568 m hohen Pfunderer Joch belohnen wir uns dafür mit einem grandiosen 360° Panorama und im Anschluss mit dem eigentlichen Highlight der Tour: der sensationellen Abfahrt hinunter zur Weitenbergalm (1.960 m).

Nach einer kurzen Rast geht es auf Schotter und später Asphalt weiter lang bergab Richtung Pustertal, das wir zu Gunsten der malerischen Höhenstraße über Terenten und Ast rechts liegen lassen. Mit Einbruch der Dunkelheit sind wir zurück im Ahrntal und treten die letzten Kilometer wieder mit Stirn-/Lenkerlampe zurück zu unserem Ausgangspunkt in Taufers, den wir nach 170 km und 17 h und 22 min (reine Fahrzeit 13 h 48 min) müde und glücklich erreichen.

zum GPS-Track auf Strava geht's hier mit dem MTB rund um die Venedigergruppe

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