
Warum willst Du Saatgut gewinnen?
Dass Saatgut wichtig ist und es unserer Meinung nach sehr viele gute Gründe gibt sich diesem Thema zu widmen, haben wir in diesem Beitrag beschrieben. Wenn man sich also einmal entschieden hat, die Sache mit dem eigenen Saatgut anzugehen, sollte man sich darüber klar sein, was das Ziel sein soll, also wie ambitioniert man hier sein möchte. Denn abhängig von der Motivation entstehen unterschiedliche Herangehensweisen und sollten verschiedene Voraussetzungen geschaffen und Regeln befolgt werden. Und, um es vorweg zu sagen, es ist schon sehr viel gewonnen, wenn man Level 1 oder 2 betreibt. Denn ab Level 3 wird es deutlich komplexer und aufwendiger.
Wir gehen in unserem Blog auf die beiden ersten Level detaillierter ein, wer sich spezialisieren will, wird sich ohnedies Kurse und Literatur angedeihen lassen (müssen). Apropos Literatur: eines DER Standardwerke zu dem Thema sei hier empfohlen: „Handbuch Samengärtnerei“ von Andrea Heistinger, Pro Specie Rara, Verein ARCHE NOAH. Wenn man sich für das Thema interessiert und spätestens, wenn man „droht“ Level 2 zu verlassen, wird man froh sein, ein solch feines Buch zu haben. Genau aus diesem Buch haben wir auch die Grundlage für die Einteilung der einzelnen Stufen abgeleitet.
Level 1 – hab‘ Spaß
Wenn man ehrlich ist, dann ist das eigentlich das chilligste Level. In dieses Level wächst man als naturnahe Seele früher oder später automatisch hinein. Ein oder mehrere Radieschen gehen (meist ungewollt) in die Blüte, man erfreut sich an den schönen Blüten und will den Bienchen nicht den Pollen rauben. Also lässt man die Pflanze im Beet. Bei der Beetpflege werden sie stoisch ignoriert und sich selbst überlassen. Irgendwann erwecken diese komisch aussehenden Schoten, die sich da an diesen riesigen Gewächsen gebildet haben, wieder das Interesse. Eine kurze Internetrecherche lässt die Augen funkeln und das kindliche Gartenherz höher schlagen: wir könnten hier UNSERE EIGENEN Radieschen-Samen ernten „wie geil ist das denn?!?!“
Das kindliche Gartenherz weiß nichts von Bestandsgröße, von einer Verkreuzungsgefahr, von Selektionskriterien, es ist einfach nur glückselig ein Stückchen mehr vom Wunder Natur zu erfahren. Nächstes Jahr werden die Samen dann voller Vorfreude gesät und siehe da, es werden Radieschen – sogar ganz besondere Radieschen: rosafarbene, bauchige Eiszapfen . . .
Level 2 – mehr Struktur
Hat man dieses Level erreicht, passiert die Saatguternte nicht mehr zufällig. Man plant es, man stellt Überlegungen an, trifft Vorkehrungen und ist sich dessen bewusst, was theoretisch passieren soll. Soll heißen, um wieder beim Radieschen zu bleiben:
- Man baut einen gewissen Bestand (> 100 Pflanzen) an.
- Man achtet darauf, dass zur Blütezeit nur die Sorte in Blüte kommt, deren Samen man ernten möchte, z.B. Eiszapfen. Es sollten keine anderen Radieschen oder Rettiche in der Nähe blühen, um eine Verkreuzung mit anderen Sorten zu vermeiden.
- Man selektiert: Pflanzen, die zu schnell in Blüte gehen oder krank wirken, werden entfernt.
- Man achtet auf gute Qualität des Saatguts (gesund, trocken, schimmelfrei).
- Man dokumentiert: Bezugsquelle des Ausgangssaatgutes, Art und Sorte sowie Jahr der Saatguternte werden festgehalten.
- Man lagert das Saatgut kühl, trocken und luftdicht.
- Man kann es guten Gewissens an Freunde, Nachbarn und bei Tauschfesten weitergeben.
Ging es bei den ersten zwei Stufen darum, einfach Saatgut zu ernten, um im nächsten Jahr (hoffentlich) wieder etwas ernten zu können, geht es in den nächsten Stufen darum, eine Sorte langfristig zu erhalten, sie ggf. zu verbessern oder gar eine neue Sorte zu züchten. Wie eingangs erwähnt, sind diese Level hier nur geteasert
Level 3 – es wird ernst
Eine Sorte langfristig erhalten.
Level 4 – nur was für Erfahrene
Eine Sorte verbessern und verändern.
Level 5 – nur was für Experten
Eine Sorte züchten.